Künstlerischer Gestaltungswettbewerb

ScheunenKunst

„Zukunft braucht erlebte Herkunft und Raum für Visionen“, unter diesem Motto lobte die KulturScheune1a einen Wettbewerb aus, aus dem 5 neu geschaffenen Kunstwerken hervorgingen, die in und um das Gebäude installiert wurden.

Die geförderten Werke greifen einen oder mehrere der folgenden Aspekte auf

– historischer Kontext des „Alten Kornhof“ bis zur Gegenwart
– Wandel und Veränderungsprozesse
– Zukunftsvisionen und -bedeutungen

Der Wettbewerb wurde vom Land Nordrhein-Westfalen aus dem Programm „Heimatzeugnis“ gefördert.

Uwe Henneken

Freiheit Fürstenberg

Das Kunstwerk

Konzeption

Titel: ,,Freiheit Fürstenberg“
160x130cm großes Ölgemälde
Standort: Wand im Innenraum der KulturScheune1a.

Statement des Künstlers: „Mein Vorschlag ist zwangsläufig persönlich gefärbt, da ich in Fürstenberg aufgewachsen bin und die Arbeit an diesem Entwurf hat mir gezeigt, wie sehr mein künstlerischer Ausdruck durch diese Wurzeln geprägt wurde.

Den Aufbau der eingereichten Skizze möchte ich im Folgenden kurz erläutern.
(Die geographische Richtigkeit des Gemäldes unterliegt der künstlerischen Freiheit)
Im Zentrum des Gemäldes ist das Ensemble um den Alten Kornhof zu sehen. Rechts sieht man die Marienkirche. Als Ministrant war ich fasziniert von den christlich katholischen Gebräuchen und naturnahen Riten im Dorf: Die Marienverehrung und die vielen Heiligen, Gold, Weihrauch, Gesänge, Prozessionen und Feldweihen.

Aus der Kirche kommend, erahnte man hinter den Efeu überwucherten Kastanien das Schloss der Grafen von Westphalen, links im Bild, das sich durch eine hohe Einfriedung vom restlichen Dorf abgrenzte. Obwohl ich es nur selten wirklich sehen konnte, waren das Schloss und der Graf auf geheimnisvolle Weise sehr präsent.

Unweit stand eindrücklich mahnend der Pranger, der für mich immer auch mit den bis weit in die Neuzeit reichenden Hexenprozessen im Dorf assoziiert war. Im Hintergrund angedeutet die Aabachtalsperre. Mit ihrer versunkenen ,,Bumbam Mühle“ und der, ins Nichts hinein und aus dem Nichts wieder herausführenden Alten Bleiwäscher Straße ist dieses ,,Portal“ ein für meine innere Vorstellungswelt besonders prägendes Bild gewesen.

Im weiteren Hintergrund der Übergang von der Hochebene des Sintfeldes ins Land der tausend Berge. Links und rechts im Vordergrund flankiert das Bild das Korn. In seiner goldenen Kraft symbolisiert es hier die die Ur-Grundlage fur Leben im Dorf.

In meinem Beitrag steht das Dorf für Wurzeln, Tradition, Beständigkeit, Verlässlichkeit, Vertrautheit, aber auch für Enge und Begrenzung.

Der Beitrag lädt die Betrachtenden dazu ein, sich des Schatzes der Verwurzelung und Zugehörigkeit bewusst zu sein, um von dort über die Grenzen des Mikrokosmos hinaus schauen zu können. Der freie Geist trägt seine Last und Verantwortung in dieser globalisierten Welt und hebt sie mit Leichtigkeit durch die Lüfte. Er bringt die Welt auch wieder zurück ins Dorf, zu seinen Wurzeln, in die Kulturscheune: ein Ort der Offenheit, Vielfältigkeit, Partizipation, Integration und Vision.
Statt der Kornschätze werden hier nun kulturelle Schätze miteinander geteilt.“

 

Der Künstler

Uwe Henneken

Vita & Werke

*1974 in Paderborn, Lebt und arbeitet auf M0n, Dänemark und Berlin, Deutschland
1997 bis 2002 Studium an der KunstakademieK arlsruheu nd UdK Berlin
2009 bis 2011 Gastprofessur an der HfBK Hamburg

Einzelausstellungen (Auswahl):

2023
‚The Eagle and the Hawk“ mit Pierre Knop, Choi&Choi, Seoul‘
„Anamnesis“, Meyerriegger, Berlin
2022
,,Transitions“ mit Zdenek Sokol, Cermak Eisenkraft, Prag (Kat.)
„Contributions of Silk“ mit Nino Maaskola,E inraumhausc Jo,M annheim
2021
„Caves & Volcanoes“ mit Jakob Steen, Bark Ga\lery, Berlin
2020
„Welcome back to where we are“, Galerie Gisela Capitain, Köln
2019
,,Always Returning“, Kunsthalle Giessen, Giessen (Kat.)
„Stomping Ground“, Galerie Krobath, Wien
2018
„Studies in Transfiguration“, Galerie Gisela Capitain, Köln
„Leaves“, CCA, Andratx, Spain
2017
„The T eachings of the T ranshistorical Flamingo“, Pippy Houldsworth Gallery, London
„Transhistorical Flamingo“, meyerriegger, Berlin
2016
„We traveled so far“, Galerie Rodolphe JanssenB, rüssel

Gruppenausstellung(Auswahl):
2023
„The Moth and the Thunderclap“, Stuart Shave / Modern Art, London, GB
„BLOOM“ Gether Contemporary, Kopenhagen, DK
„La Banda“, Tappeo Volante, New York
„Many Bodies Later“, The Ryder, Madrid
„Soulscapes“M, eyerriegger,B erlin (Kurator)
2022
,,Dissonanz-Platform Germany“, Künstlerhaus Bethanien, Berlin (Kat.)
„T ransfigure“, BgGallery, Santa Monica, USA
„Mixed Pickles 11 „, Ruttkowski68, Köln
„Land of the Lotus-Eaters“, Louise Alexander Gallery, Porto Cervo, IT


 

Ulrich A. J. Mertens

Der 10. Theil

Das Kunstwerk

Konzeption

Schon weit vor dem Bau der Zehntscheune waren Steuern und Abgaben an die Herrschenden ein gesell-schaftspolitischer Streitpunkt. Aus dem Matthäusevangelium sind die Worte Jesu „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört“ bekannt. Aus Sicht der Bauern waren die Abgaben immer zu hoch, zumal sie auch bei schweren Plagen und Ernteausfällen geleistet werden mussten. Ein immerwährender Streit, an dem sich Kriege und Revolutionen entzündet haben. Die Steuern für Getreide betragen heute zwar 3 % weniger als früher, dafür sind andere Steuerarten hinzugekommen, die die Ausgaben des Staates für Gemeinwohl und Daseinsvorsorge finanzieren sollen. Sie sind kaum noch mit der Zeit der Fürstenherrschaft zu vergleichen. Die Ursprünge des Abga-bensystems können jedoch am Beispiel der Zehntscheune in Fürstenberg gut nachvollzogen werden.

Recherche

In der Zehntscheune wurden laut Bernd Nolte, ehemaliger Grundschulrektor aus Fürstenberg, folgende Getreide gelagert: Gerste, Hafer und Roggen. Diese Getreidearten werden auch heute noch angebaut.

Künstlerischer Ansatz

In meiner Arbeit habe ich die Getreidekörner aus Gerste, Hafer und Roggen in 3 Tableaus -eins für jedes Getreide- zu einem Muster angeordnet. Dieses Muster folgt den Linien eines mehrfach konturierten Getreidekorns und hebt so die generelle Bedeutung des Getreides für Mensch und Tier gerade jetzt, bei zunehmender Ver-orgungsknappheit durch Klimawandel und Krieg, hervor. Anschließend habe ich jedes zehnte Korn mit einer Pinzette entnommen und verweise mit diesen Fehlstellen auf die Abgaben an den Landesherrn und die Zehntscheune. So wird diese Geschichte auf das Wesentliche heruntergebro-chen und für die Betrachter*innen unmittelbar erfahrbar.

Präsentation

Um eine möglichst lange Haltbarkeit der Fotografien dieser Muster zu garantieren, werden sie in Emaille auf Edelstahl gebrannt und als dreidimensionale, drehbare Fotoskulptur auf dem Platz vor der Zehntscheune positioniert.

Fazit

Heute ist die Zehntscheune ein offener, für das gesamte Volk zugänglicher Kulturort. Das Projekt spiegelt diese Umwidmung auf zwei Ebenen – Die Getreidekörner in den Bildern greifen die ursprüngliche Funktion des Bauwerks auf, die künstlerische Interpretation verweist auf die neue Funktion als Ort für Begegnung und Kultur.

Der Künstler

Ulrich A. J. Mertens

Vita & Werke

Ausbildung
1979-85 | “Visuelle Kommunikation”, FH Bielefeld University of Applied Sciences (DE)
Institution (Berufserfahrung)
2002-2005 | Lehrauftrag, Symmedia Akademie für Gestaltung FHM Bielefeld (DE)
1999-2002 | Lehrauftrag, Lehrinstitut für Design Rheda-Wiedenbrück (DE)
1999 | Lehrauftrag, Gesamthochschule/Universität Paderborn (DE)
Ausgewählte Auszeichnungen
2013 | Journalistenpreis „Unendlich-viel-Energie“, Berlin (DE)
2012 | Artist in Residenz, Kühlungsborn (DE)
1992 | Werkstatt- und Wohnstipendium, Worpswede (DE)
1991 | Stipendium für Bildende Kunst, Offenburg (DE)
1987 | Auslandsstipendium Deutsch-Französisches Jugendwerks, Aix-en-Provence und Marseille (FR)
1985 | Fotoworkshop Deutsch-Französisches Jugendwerks, (NL) (DE) (FR)
Ausgewählte Ausstellungen / Publikationen
2019 | Visual Story „Wind in Sicht“, Der Spiegel, Hamburg (DE)
2018 | Messe Congress Hamburg (DE)
2017 | Buchpublikation, Edition Bildperlen, Daun (DE)
2016 | Landesbergbaumuseum Baden-Württemberg Sulzburg (DE)
2006 | Natur-Installation Mohnkreis Sintfeld (DE)
2001 | Bundeskunsthalle Bonn (DE)
1993 | Galerie Alte Hauptfeuerwache Mannheim (DE)
1992 | Ritterhausmuseum Offenburg (DE)
1991 | Kunstverein Paderborn (DE)
1988 | Galerie de Rambles Marseille (FR)
1987 | Rheinisches Landesmuseum Bonn (DE)
1984 | Kunsthalle Bielefeld (DE)
1983 | School of Art, Lincoln, Nebraska (US)

Als Foto-Künstler verfolge ich die Suche der Menschheit nach Energie. Anfangs im Kohle- und Uranbergbau, jetzt im Bereich der regenerativen Energieerzeugung. Angetrieben vom Ölpreisschock der 70er und der Atom-Katastrophe von Tschernobyl, ist es jetzt der Klimawandel und seine Folgen.

Statement

Mich interessiert wie und wo der Mensch von der Natur Besitz ergreift. Seit 1985 wurde so die Schnittstelle zwischen Mensch, Natur und Technik zum Bezugspunkt meiner Fotoarbeiten, besonders, wenn es um die Gewinnung von Energie geht. Die Geschichte der Energie ist zentraler Bestandteil der Geschichte der menschlichen Zivilisation. Bei der Energiegewinnung entstehen neue Räume und Landschaften, um die sich die Energiekonzerne nur aufgrund von genehmigungsrechtlichen Auflagen kümmern. Im Grundgesetz ist die Nachhaltigkeit als Staatsziel leider noch nicht vorgesehen. Weil die Folgen des eigenen Handelns noch nicht mitgedacht werden müssen, hat uns die Nutzung fossiler Ressourcen seit dem Industriezeitalter an den Rand des Klimakollapses gebracht.

“Die Welt gibt ihren Reichtum nicht freiwillig preis. Man gebraucht technische Mittel dazu. Keine Ressource ist mehr vor Zugriff sicher. Eigentlich sind die Arbeiten von Ulrich Mertens immer technisch geformte Landschaften. Ob Untertage oder hoch oben im Wind, an den Amplituden treten die Dinge oft entschiedener hervor. Man schaut wie von außen auf die Welt. Möglicherweise ein wenig befremdet, darum vielleicht auch klarsichtiger.“ Dr. Christian Hirte

Ich möchte mit meinen Fotoarbeiten Impulse geben und Dokumente schaffen, die den Umgang mit den natürlichen Ressourcen unseres Planeten heute und in Zukunft verändern. Gleichzeitig macht es mir große Freude, die Entwicklung der regenerativen Energieerzeugung fotografisch zu begleiten.

 

Weiterführende Links

Webseite: https://www.visuelle-konzepte.de/

Instagram: https://www.instagram.com/ulrich_mertens_renewable/

Facebook: https://www.facebook.com/Mertens.Photography

Kontakt: u.mertens@visuelle-konzepte.de


 

Michael Lönne & Jörn Neumann

Korn(a)ehren

Das Kunstwerk

Konzeption

Entwurf: Atelier Lönne + Neumann, Paderborn, 2023
Schlanke Säulen aus geschwärztem Metall komplettieren das strenge Raumstützen-Raster der Scheunenhalle, mehr als 130 gestapelte Shotgläser setzen Akzente.
Ausführung: Predrag Dmitrovic, Steele & Style Metallbau GmbH, Paderborn-Schloß Neuhaus

Der Titel der Arbeit kann sprachwissenschaftlich der Homophonie zugeordnet werden und spielt mit gleichlautenden Wörtern. Bei „Korn(a)ehren“ handelt es sich um ein zweideutiges Wortkonstrukt. Es beinhaltet Wörter, die gleich gesprochen, aber in der Art der Schreibweise unterschiedliche Bedeutungen haben.

Die Installation verbindet hintergründig Vergangenes mit Zukünftigem. Schlanke Formen erinnern an hoch gewachsene Kornähren. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auf die Geschichte des Ortes und auf das Korn oder Getreide als Sinnbild für Leben und natürlichen Reichtum.

Das Spielerische des Titels findet in der heiteren Gestalt der gestapelten Schnaps- oder Shotgläser, Stamper oder Pinneken eine formale Entsprechung. Mit einem Augenzwinkern würdigt die Arbeit das Korn in flüssiger Form als Symbol für geselliges Beisammensein im Heute und im Morgen, sowohl bei Kulturveranstaltungen als auch bei Feiern in der Kulturscheune1a.

Die Künstler

Michael Lönne & Jörn Neumann

Vita & Werke

Vita Michael Lönne
geb. 1968 in Paderborn
1985-1988 Ausbildung zum Glas- und Porzellanmaler
seit 1988 auch freischaffend tätig

Vita Jörn Neumann
geb. 1974 in Hanau
1991-1994 Ausbildung zum Glas- und Porzellanmaler
seit 1994 auch freischaffend tätig
seit 2012 Mitglied BBK
Kammersieger und 2. Bundessieger, Förderung durch das Land NRW
und Teilnahme an verschiedenen Seminaren/Workshops bei
Detlef Tanz (Deutschland), Hein van de Water (Niederlande), Narcissus Quagliata (Mexico)
Stipendium “Pilchuck Glass School, USA 2022” der Alexander Tutsek Stiftung, München

Künstlerische Position

Seit 1995 entstehen kontinuierlich künstlerische Konzepte im Kontext von zeitgenössischer und historischer Architektur sowie Entwürfe für Ausstattungen in den Bereichen Kunst am Bau und Sakralraumgestaltung. Durch Teilnahme an Wettbewerben, als Direktauftrag und kooperativ mit Architekten, Bauherrn und Baunutzern werden individuelle Einzelstücke oder das Gesamtdekor von der ersten Idee, über die Planung bis hin zur Realisation für die jeweilige Anforderung entwickelt.

Zentrales Thema ist die Auseinandersetzung mit dem architektonischen Raum und die Verknüpfung von formalen, inhaltlichen und funktionalen Komponenten. Neben der Arbeit mit unterschiedlichsten Werkstoffen liegt der Schwerpunkt auf dem Material Glas und ist begründet in der möglichen Mehrschichtigkeit, dem transparenten oder transluziden Kolorit, Stufen der Lichtdurchlässigkeit und der Fähigkeit, Licht zu übermitteln und zu verwandeln.

Ein weiterer Aspekt unserer gemeinsamen Atelierarbeit ist u. a. die Übersetzung von Textinhalten in neue anschauliche Zusammenhänge. Beispielsweise wird die Umwandlung von Schrift in bildhafte Zeichen zum kompositorischen Element und gleichsam konzeptueller Bestandteil. Dies führt zu immer neuartigen Formfindungen skripturaler Ornamentik. Ausgehend von ersten Zeichnungen auf Papier wechseln wir vom Analogen ins Digitale. Computergeneriertes Layering, Verdichtung und Neuordnung sind nur einige Mittel, die zum jeweils eigenen Resultat führen.

Der kreative Prozess entscheidet schließlich auch über Material und Technik, durch die das Konzept zu einer durchführbaren Arbeit wird. So entstehen mit einem Team aus freiberuflichen Partnern und Werkstätten projektbezogen z. B. Gestaltungen für Wandöffnungen, Raumgrenzen und -teiler, Installationen, Mobiliar, Prinzipalien, Paramente und autonome Arbeiten.

Weiterführende Links

Webseite: https://www.mloenne-jneumann.de/


 

Martina Lückener & Dr. Wilhelm Bauhus

Schattentanz

Das Kunstwerk

Maße Figur: überlebensgroß

Material: wetterfester Kunststoff schwarz (Melamin getränktes Papier)

Installation an der Frontfassade des Alten Kornhofes der KulturScheune1A

Herbst 2023

 

Konzeption & Erläuterung

Kunst zwischen Mythen und Fakten – Roggen und Mutterkorn – ein problematisches Verhältnis

In dem Gebäude der heutigen KulturScheune1A, wurde Getreide, insbesondere Roggen, gelagert. Getreidespeicher hatten neben fiskalischen Gründen auch die Funktion Hungersnöte abzuwehren und die Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen. Roggen ist allerdings sehr anfällig für ein Getreidegift, das Mutterkorn, mit dem sich die Künstlerin Martina Lückener mit dieser Installation unter wissenschaftlicher Begleitung der Universität Münster und in Kooperation mit Dr. Wilhelm Bauhus auseinandersetzt.

Mutterkorn ist ein Pilz. Kein Pilz, wie dieser giftige Getreideparasit, hat von der Antike bis heute eine derartige kulturgeschichtlich und medizinisch relevante Bedeutung erlangt. Mutterkorn befällt Roggen. Durch Mutterkorn kontaminierter Roggen gelangte über Getreidemühlen und Getreidescheunen in das Mehl. Der Verzehr von damit gebackenem Roggenbrot führte häufig zu Epidemien mit den oft tödlich endenden Krankheitsbildern heftigster Verkrampfungen, die das Kunstwerk „Schattentanz“ symbolisiert, und Halluzinationen. Die damit verbundenen psychischen Verhaltensauffälligkeiten werden in jüngster Zeit in der Forschung in Verbindung mit Hexenprozessen gebracht. 

Mit Beginn der Aufklärung, der Bauzeit dieser Zehntscheune, erlangte man Kenntnis über die Ursachen der Erkrankung und versuchte durch landwirtschaftlich technologische und administrative Maßnahmen die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen oder zu verhindern.

Hatte die Zehntscheune damit auch eine frühe Funktion der Lebensmittelüberwachung und markiert sie vor diesem Hintergrund einen Ort des Aufbruchs in die Moderne in Westfalen?

Denn bis zum Verständnis der Mutterkorn-Vergiftungen war Roggen von den mageren Sandböden Westfalens das Hauptnahrungsmittel der armen Landbevölkerung. So entstand eine Brothierarchie zwischen der auf Roggen angewiesenen Bevölkerung und der Geistlichkeit in Klöstern und dem Adel, die sich das weiße (heilige) Weizenbrot leisten konnten, das so gut wie nie durch Mutterkorn verunreinigt wird.

Hatte man im 19. Jahrhundert gelernt die Lebensmittelvergiftungen der ärmeren Bevölkerungsschichten deutlich zu reduzieren, erzielte man durch intensive pharmakologische Forschung auf der Suche u. a. nach blutstillenden Medikamenten mit den Mutterkorn-Alkaloiden 1943 in Basel einen wissenschaftlichen Durchbruch mit der eher zufälligen Entdeckung der Droge LSD. Die durch LSD verursachten Bewusstseinsänderungen durch Halluzinationen haben eine ganze Generation popkulturell beeinflusst und LSD inspirierte Kunst der „Hippies“ entstehen lassen.

 

Die Künstlerin

Martina Lückener

Dr. Wilhelm Bauhus (wissenschaftliche Begleitung)

Vitae & Werke

 Martina Lückener studierte Freie Kunst an der Kunstakademie Münster und Grafikdesign an der Fachhochschule Münster. Sie wurde 2002 Meisterschülerin bei Professor Gunther Keusen. Bereits 2003 entwickelt sie erste Projekte der Kunst im öffentlichen Raum. Sie arbeitet selbstständig seit 2005, erhielt einige Preise und Stipendien. Ihre Werke sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Sie zeigt ihre Werke international. Seit 2008 arbeitet sie mit Benedikt Burghoff zusammen.

Schwerpunkte des künstlerischem Schaffens von Martina Lückener sind »Schattenschnitte«, Grafik/Malerei sowie der ortsspezifischen Kunst, ergänzt durch kollaborative Projekte an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft.

In ihrer Arbeit erkundet sie die Dimensionen von Schatten und Formen, insbesondere in Hinblick auf ästhetische Facetten und interpretative Potenziale von Projektionsflächen. Ihr Interesse erstreckt sich gleichermaßen auf die Betrachtung des Alltäglichen und Zufälligen sowie auf Bionarrative an der Nahtstelle zwischen Kunst und Wissenschaft. Sie verfremdet alltägliche Motive, menschliche Gestalten oder Figuren, um neue Perspektiven zu schaffen, wobei sie die Formen in großformatige Werke mit klarer und prägnanter Bildsprache überführt. Dabei erkundet sie u. a. die Tiefen des Oberflächlichen, das auf den ersten Blick banal erscheinen mag, und bringt auf diese Weise das Unbekannte ans Tageslicht. 

Ausstellungen (Auswahl)

2024Tönnis im Rausch, Tönnishäuschen (800 Jahre Ahlen) 

2024Don Quijote, La Folie Ostbevern, mit Benedikt Burghoff 

2023Schattenanimationen, Stipendium: Modul D – Digitale Vermittlungsformate, la folie Ostbevern 

2022KWERSCHNITTE, Historisches Rathaus Warendorf mit Benedikt Burghoff

2022Kunst in der Region 2022, DA Kloster Gravenhorst

2022Schattenkrampf, Haus der Wissenschaft Darfeld, Kunst & wissenschaftl. Projekt mit AFO/WWU Münster 

2022Die Grosse Kunstausstellung NRW, Museum Kunstpalast Düsseldorf

2022ZUKUNFT_ZU KUNST, 70 Jahre KV, Museum Abtei Liesborn

2022Simultan, ARTLETstudio Münster, mit Benedikt Burghoff

 

Dr. Wilhelm Bauhus ist Diplom-Geologe. Er wurde mit seiner Dissertation zu hydrogeochemischen und isotopenphysikalischen Aspekten tiefer Grundwässer in Hamburg an der Universität Münster 1985 zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert. Nach seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter wechselte er 1985 in die neu gegründete Arbeitsstelle Forschungstransfer des Rektorates der Universität Münster. Diese leitete er lange Jahre und vernetze Die Arbeitsstelle international mit Schwerpunkten in Brasilien und Japan sowie regional in Westfalen. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit bestand in der Konzeption und Realisierung von Projekten zwischen Wissenschaft und Kunst unter möglichst hoher Bürgerbeteiligung. In diesem Zusammenhang entstanden in Kooperation mit der Künstlerin Martina Lückener im Rahmen des Projektes „Ostbevern bioinspirativ“ die Serie „Schattenkrämpfe“, die mittelalterliche Vergiftungen durch den Getreidepilz Mutterkorn thematisiert. Die Schattenkrämpfe als überlebensgroße Silhouetten mutterkornvergifteter Menschen wurden an zahlreichen Orten des Münsterlandes ausgestellt und befinden sich z.T. in Privatbesitz.

Seit 2014 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2022 vertrat er als Kulturrat der Regionalen Kulturpolitik die Universität Münster im Kulturrat des Münsterlandes. Er arbeitet weiterhin in Arbeitskreisen konzeptionell an der Vernetzung von Wissenschaft und Kunst.

 

Weiterführende Links

Webseite: www.martina-lueckener.de

Instagram: martina.lueckener

Kontakt: martina.lueckener@web.de


 

Ludwig Maria Vongries

Triple I

Das Kunstwerk

Triple I
130 x 160 x 350  cm
Stahl teilw. vergoldet

Konzeption

Abmessungen:  160 x 130 x 350 cm
Material:  60x60mm Vierkant-Stahl massiv,
Stahl-Kugel: 24-Karat Echtvergoldung

Prägender Gedanke war die historische Bedeutung des Platzes als Treffpunkt und gemeinsamer Ort dreier gesellschaftlicher Stände: Kirche, Adel, Bürger (Bauern). Welcher der drei aus dem Boden wachsende Linien, welchen Stand darstellt, muss jeder für sich entscheiden. Ein Strang strebt in die Höhe, einer eher seitwärts, einer umfängt die anderen beiden. Die goldene Kugel steht ebenfalls für verschiedene Interpretationen offen, z.B.: Heimat, Paradies, Sehnsucht, goldener Mittelpunkt.

In der heutigen Zeit hat die gesellschaftliche Relevanz der drei Stände abgenommen. Das Individuum steht im Mittelpunkt und wird selbst von drei Kräften geprägt: mediale Präsenz, physische Mobilität (Migration) und Endlichkeit der natürlichen Ressourcen. Aber auch für das Individuum stellt sich die Frage: Wo ist mein Mittelpunkt, was ist mir wichtig, was trägt und bestimmt mich?

Auf der einen Seite bildet die Skulptur gesellschaftliche Verhältnisse in der Vergangenheit ab. Auf der anderen Seite stellt sie Fragen, was die Gesellschaft und das Individuum bewegt und was sie zusammenhält.

 

Der Künstler

Ludwig Maria Vongries

Der Bildhauer Ludwig Maria Vongries arbeitet schon seit vielen Jahren an Projekten im öffentlichen und privaten Raum. Seine bevorzugten Materialien sind Stahl, Holz, Kunstharz, teilweise auch mit Vergoldungen. Seine wesentliche Intention ist es, durch Skulpturen im öffentlichen Raum neue Ankerpunkte zu schaffen, die die bekannten und oft gesehenen öffentliche Plätze neu interpretieren und neue Beziehungen zwischen vorhandenen historischen Gebäuden und moderner Kunst schaffen. Bereits realisierte Skulpturen sind zu finden in Münster, Nottuln, Billerbeck, Raesfeld, Legden und Asbeck.

Der Künstler ist Mitglied im Welbergener Kreis und wird von der Galerie Hovestadt, Nottuln vertreten.

Vita & Werke

1979-1986 Studium der Theologie, Philosophie, Germanistik
1981-1 991 Beginn der Malerei
Workshop mit Alfred Hrdlicka und Ernst Fuchs im Priesterseminar
1983 Würzburg Intensive Arbeit mit dem Maler Robert Höfling, Hammelburg
Seit 1986 Erwerbstätigkeit in deutschen Buchverlagen
Seit 2012 Wiederaufnahme der künstlerischen Tätigkeit mit großformatigen Skulpturen aus Stahl und Holz
2016 St.Dionysius, Havixbeck
2016-2017 Park der Benediktiner-Abtei Gerleve, Billerbeck
2017 La Folie, Ostbevern
2017 Hawerkamp, Münster (Gruppenausstellung)
2017-2018 Dormitorium, Legden-Asbeck
2019-2020 Rhode-Park, Nottuln
2019·Galerie „Alte Weberei“ Rödingen (Gruppenausstellung)
2020-2021 Skulpturenweg, Raesfeld
2021 Beteiligung an der C.A.R., Zeche Zollverein, Essen (Gruppenausstellung)
2021 Vertreten durch die Galerie Hovestadt, Nottuln
2022 Mitglied im Welbergener Künstlerkreis
2022 Gruppenausstellung „aufbrechen“ in der Erpho-Kirche, Münster
2022 Gruppenausstellung im Heckentheater Kattenvenne ( 5 x Skulptur)
2022 Gruppenausstellung „Kunst am Rand“, Münster
2022 Mitglied im Bundesverband bildender Künstler (BBK)
2022 „ten years after“ Ausstellung der Dortmunder Künstlerverbände in der BIG Gallery am Dortmunder U

 

Weiterführende Links

Webseite: www.lm-v.de

Kontakt: mail@lm-v.de