Malak Kadour – Zwischen Hin und Her

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Malak Kadour erzählt über ihre Flucht als Kind

Oldenburg 2020. Malak Kadour ist dreizehn Jahre alt und besucht die siebte Klasse,
als die Deutschlehrerin der Klasse aufträgt, etwas über ihr Leben zu schreiben.
Malak hat sofort eine Idee. Sie ist fünf Jahre zuvor mit ihrer Familie aus Syrien geflohen und sie will die Stimmen und Gesichter der zurückgelassenen Verwandten nicht vergessen.

Und so beginnt sie zu schreiben, über das schöne und angenehme Leben in Syrien, aber auch über den Krieg und die ständige Angst vor Bomben. Von den vielen nächtlichen Fahrten in den Wald wird schließlich eine zur endgültigen Flucht, die Malak aber zunächst gar nicht als solche wahrnimmt. Für sie ist es vielmehr ein großes Abenteuer, und das Verstecken vor den Grenzbeamten ist ein spannendes Spiel. Die damals Achtjährige sieht aber viel mehr, als Erwachsene vermuten würden, und sie interpretiert die Ereignisse aus ihrer Sicht: die Flucht, die Unterbringung in Flüchtlings Camps, das Ankommen in der neuen Heimat. Dabei verwendet Malak einen ganz eigenen Schreibstil, sie erzählt mit starken Sprachbildern aus ihrer sehr kurzen Kindheit, vollführt Rückblenden und Zeitsprünge und lässt kulturelle und philosophische Gedanken einfließen, die fast schon die Perspektive einer Erwachsenen einnehmen. Das alles ist nicht perfekt, aber es ist ihr Werk, ihre Sprache, verfasst in gerade erst erlerntem Deutsch.

Ermuntert von ihren Lehrerinnen, schreibt sie nicht nur weiter, sondern bewirbt sich um den Niedersächsischen Jugendkulturpreis. Mit Erfolg, denn Malak bekommt am 22. Mai 2022 eine Sonderauszeichnung verliehen und im November 2022 schließlich erscheint die Geschichte als Buch. Malak ist inzwischen angekommen. Sie hat viele Freundinnen und Freunde gefunden, sie ist sozial engagiert und hat einen Blick für Schwächere. Gleichzeitig ist sie eine ganz normale Jugendliche mit den üblichen Problemen, die dieses Alter mit sich bringt.

Und sie will weiterhin ihre Geschichte erzählen, auch wenn es ihr nicht leicht fällt. „Wenn ich dazubeitragen kann, dass wir gemeinsam auf der Mauer zwischen ‚Deutschen‘ und ‚Ausländern‘ fröhlich spazieren, indem ich mich meinen Traumata stelle, dann bin ich bereit dazu“, sagte Malak bei der Verleihung des Oldenburger Integrationspreises. Dass das keine leeren Worte sind, hat sie bei inzwischen 18 Lesungen in Schulen, Kultureinrichtungen und sogar im Oldenburgischen Staatstheater eindrucksvoll bewiesen. Die Publikumsgespräche zeigen jedes Mal, dass die Zuhörer:innen ihre Geschichte sehr berührt.

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